Papst Julius II.
Julius II. und Bologna
Im 16. Jahrhundert, insbesondere während der Herrschaft von Papst Julius II. (1503–1513), erlebte die Stadt Bologna eine angespannte Zeit, die von politischer Unsicherheit und Konflikten geprägt war. Julius II., bekannt als der „Kriegerpapst“, verfolgte das Ziel, den Einfluss des Papsttums auf die italienischen Städte zu stärken und die Kontrolle über verlorene Territorien zurückzugewinnen. Bologna war eine dieser Städte, die traditionell unter der Herrschaft des Papstes stand, jedoch häufig unter dem Einfluss lokaler Adelsfamilien, insbesondere der Bentivoglio, stand.
Vertreibung der Bentivoglio
Im Jahr 1506 setzte Julius II. alles daran, die Stadt Bologna zurückzuerobern und die Herrschaft der Familie Bentivoglio zu beenden, die über Jahrzehnte die Stadt regiert hatte. Giovanni II. Bentivoglio war der de facto Herrscher Bolognas, doch Julius II. betrachtete ihn als Usurpator. Der Papst marschierte mit einer Armee auf Bologna zu und zwang die Bentivoglio, die Stadt zu verlassen. Die Vertreibung der Bentivoglio markierte das Ende ihrer Dynastie in Bologna und bedeutete die Wiederherstellung der päpstlichen Kontrolle über die Stadt.
Reaktion der Bürger
Die Bürger Bolognas reagierten gespalten auf die Rückkehr des Papstes. Viele Einwohner, die unter der autoritären Herrschaft der Bentivoglio gelitten hatten, sahen in der Rückkehr des Papsttums eine Chance auf eine gerechtere Verwaltung und begrüßten die päpstlichen Truppen. Der Einfluss der Kirche versprach Stabilität und Schutz vor den rivalisierenden Adelsfamilien, die häufig um die Vorherrschaft kämpften. Allerdings gab es auch Widerstand, insbesondere von Anhängern der Bentivoglio und solchen, die die Eigenständigkeit Bolognas gegenüber dem Papsttum wahren wollten.
Die nachfolgenden Jahre unter Julius II. waren für viele Bürger von Unsicherheit geprägt. Julius II. war bekannt für seine strenge und manchmal gewaltsame Herrschaft. Steuererhöhungen und Zwangsmaßnahmen, um die päpstliche Kontrolle zu festigen, führten bei Teilen der Bevölkerung zu Unmut. Dennoch konnte der Papst seine Macht behaupten und Bologna fest in das Kirchenstaat-Territorium integrieren.
Der Papst als Mäzen
Trotz des anfänglichen Widerstands erlangte Julius II. durch seine Rolle als Kunstmäzen in der Stadt auch Anerkennung. In seiner Regierungszeit setzte er große Bauprojekte und künstlerische Vorhaben in ganz Italien um. Auch Bologna profitierte von diesen Bestrebungen, was dazu beitrug, die öffentliche Meinung über seine Herrschaft langfristig zu mildern. Dennoch blieb die Beziehung der Bologneser zur päpstlichen Herrschaft ambivalent, geprägt von der Balance zwischen lokaler Autonomie und zentraler Kontrolle durch Rom.
Insgesamt war die Reaktion der Bürger Bolognas auf die Herrschaft Julius II. gemischt. Während einige seine Rückkehr als Befreiung begrüßten, sahen andere sie als Verlust der städtischen Unabhängigkeit und als Beginn einer langen Phase der päpstlichen Dominanz.
Sturm auf die Basilika
Nur wenige Jahre nach der Eroberung Bolognas und der Vertreibung der Bentivoglio-Familie durch Papst Julius II. im Jahr 1506 stürmten die Bürger von Bologna die Basilika San Petronio als Zeichen ihres Widerstands gegen die päpstliche Herrschaft.
Die Basilika San Petronio, die größte Kirche Bolognas und fünftgrößte Kirche weltweit, war nicht nur ein religiöses Symbol, sondern auch ein Zentrum der Macht und ein Ausdruck städtischer Unabhängigkeit. Nach der Übernahme der Stadt durch die päpstlichen Truppen wuchs die Unzufriedenheit unter den Bürgern, die die zunehmende Kontrolle Roms über ihre Stadt ablehnten.
Als Teil ihres Protests richteten die Bologneser ihren Unmut gegen die Basilika San Petronio, die als Symbol der Kirche und päpstlichen Macht galt. Die Bürger stürmten die Basilika und beschädigten sie in ihrem Aufruhr gegen die neue Herrschaft. Dieser Akt des Widerstands war Teil einer größeren Bewegung der Bevölkerung, die gegen die erzwungene päpstliche Herrschaft rebellierte.
Im Rahmen dieser Aufstände wurde auch die 11 Fuß große Bronzestatue, die Julius II. darstellte und von Michelangelo im Auftrag des Papstes geschaffen war, vom Tympanon der Basilika niedergerissen.

Diese Episode ist auch als Symbol all jener Spannungen zu werten, die zwischen den Bürgern Bolognas und dem Papsttum während dieser Zeit herrschten.